Obameier oder Supermeier? 350 Vorschläge hatten die Mitglieder des Kreativen-Netzwerks Jovoto beim Frank-Walter-Steinmeier-Wettbewerb eingereicht – gesucht war ein Logo für die Wahlkampfkampagne des SPD-Kanzlerkandidaten. Mit über 2400 Kommentaren und über 10.000 Bewertungen innerhalb der Community, Begleitung durch zahlreiche Blogs und Erwähnung in klassischen Medien wie dem Tagesspiegel haben das junge Berliner Start-Up Jovoto, die SPD bzw. deren Agentur einen cleveren PR-Deal eingefädelt.
Und: Ein Siegerlogo gibt es ja nun auch, das man theoretisch einsetzen könnte: „Auf. Stufe für Stufe.“ von „Berkeley“. Ein „S“ in Deutschlandfarben und Treppenform hat das Voting gewonnen. Problematisch ist aber, das die an sich klar und sinnvoll gestaltete Bildmarke Erinnerungen an ein Runen-„S“ wachruft, das bei Doppelung zur weniger positiv belegten „SS“ wird. Insofern ist es eher unwahrscheinlich, dass Deutschlands Chefdiplomat den Vorschlag auch realisieren wird. Der Gestalter wird aber zumindest einen Anteil der ausgeschriebenen 5.000 € Preisgeld erhalten.
Das Phänomen des „Crowdsourcing“ – die Auslagerung von Design- und Denkarbeit an Privatpersonen, oder auch „Freizeitarbeiter im Internet“ – hat die SPD nicht als Erstes (wenn auch mit großem Echo für sich) entdeckt. Menschen jenseits von festen (Partei-/Unternehmens-/Agentur-/etc.) Strukturen um Hilfe zu bitten, und frei flottierende Ideen zu kanalisieren, eröffnet im besten Fall ein Brainstorming mit vielen guten und treffenden Ergebnissen (und spart Geld). Parteien profitieren zudem noch vom Sympathie-Plus, den Beteiligungsangebote nach sich ziehen.
Auch die FDP ruft derzeit auf der Mitmacharena dazu auf, Ideen für die Wahlkampftour einzureichen. Julia Seeliger von den Grünen hat in ihrem Blog bereits im letzten Jahr einen Layoutwettbewerb angestossen, um ein T-Shirt-Motiv für die „Monogamie ist keine Lösung“-Losung zu finden. Am Ende waren „schöne, aber inhaltlich nicht ganz passende Ergebnisse“ gesammelt – für den finalen Entwurf haben sie und Matthias Mehldau sich dann doch noch etwas Eigenes ausgedacht.
Sonja