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Wahlgezwitscher: Politisches Meinungsklima im Netz

Nach Wahl.de, das eine Übersicht der Aktivitäten von Politikern in verschiedenen sozialen Netzwerken darstellt, und Parteigeflüster, welches sich auf die Twitter-Aktivitäten der Politiker spezialisiert hat, gesellt sich nun eine weitere Tracking-Plattform zur Beobachtung des politischen Geschehens hinzu: Wahlgetwitter konzentriert sich allerdings nicht auf das Onlineengagement der Politiker selbst, sondern eher auf dessen Folgen: die politische Stimmung im Netz. Durch die Auswertung von positiven beziehungsweise negativen Twitter-Beiträgen mit den jeweiligen Hashtags der Parteien wird das Meinungsklima in Bezug auf die Parteien live verfolgt.

Wahlgetwitter

Was bisher geschah: Politcamp09

Das Politcamp09 ist vorbei und es stellt sich die Frage, welche Erkenntnisse aus dem Barcamp im Radialsystem V gezogen werden konnten. Hier unsere subjektive Zusammenfassung des Wochenendes, die auch einige Implikationen für unser Projekt enthielt:

Testing der Wahlkampfarena

Nach Problemen mit dem Internetzugang (was nach der re:publica `09 langsam zur Tradition wird), konnten wir die Baby-Betavariante der Wahlkampfarena in einer Session am Samstag letztendlich doch live vorstellen und durchtesten. Die Wahlkampfarena ist eine auf freitag.de lokalisierte politische Debattierplattform, bei der Politiker und Politikinteressierte Fragen generieren, bewerten und mit Pro- und Contra-Argumenten debattieren können. Wöchentlich wird eine Frage, die Freitagsfrage, welche die meisten Debattenteilnehmer für relevant halten, prominent diskutiert. Unser Ziel war es, einen Dialog auf Augenhöhe zu schaffen, bei dem der politischen Einweg- und Wahlkampfkommunikation eine inhaltliche Debatte gegenübergestellt wird. Wir hatten das Glück, bei der Session auf sehr interessierte, aktive Zuhörer mit vielen Fragen zu stoßen, die uns wichtiges Feedback gegeben haben. Impressionen des Publikums finden sich zum Beispiel auf dem Blog der Wahlschlepper  oder bei Patrick Jedamzik. Diskutiert wurde unter anderem die Entscheidung, sich bei der Kennzeichnung der Parteisympathisierung sowie der statistischen Darstellung des Meinungsklimas nur auf die großen Parteien zu konzentrieren (was auch bei uns im Vorfeld sehr intensiv diskutiert wurde und letztendlich aufgrund der Übersichtlichkeit und der Relevanz für die Wahlen geschah). Auch eine Öffnung nach außen gegenüber Blogs und sozialen Netzwerken in Form von Widgets, die beabsichtigt, jedoch bisher noch nicht umgesetzt werden konnte, fand Unterstützung. Demnächst wird die Wahlkampfarena in der Beta-Phase dann offiziell gelauncht und wir sind gespannt auf Euer Feedback!

Testing des Facebook-Games

Im Rahmen der Session „Facebook im Wahlkampf sinnvoll einsetzen“ von Oliver Zeisberger, bei der in Co-Produktion mit allen Interessierten ein Zehn-Punkte-Plan für den politischen Einsatz von Facebook aufgestellt wurde, konnte Sven am Sonntag dann noch das Facebook-Game „Bundesregierung 2.0“ vorstellen. Was in Bewegtbild ab Minute 30 manchmal etwas kompliziert klingt, ist im Zusammenhang mit der Wahlkampfarena erklärt, ein ganz simples Prinzip: Über das Facebook-Game öffnet sich die Wahlkampfarena gegenüber dem sozialen Netzwerk und setzt auf einen spielerischen Zugang zu Politik. Jeder kann sich aus seiner Freundesliste bei Facebook ein Kabinett zusammenstellen, die Schlagkräftigkeit der Regierung resultiert aus der Beliebtheit der einzelnen ernannten Minister (Wie oft wird jemand von anderen für ein bestimmtes Amt vorgeschlagen?) sowie aus der möglichst korrekten Vorhersage, wie die Pro- und Contra-Stimmanteile für die Freitagsfrage der Woche aussehen, die jeder Minister wöchentlich treffen kann. Das Facebook-Game kann ebenso wie die WKA in Kürze online getestet werden.

Das Barcamp-Prinzip

Das Barcamp-Prinzip ist eine Wundertüte, die die Teilnehmer zwingt, zur morgendlichen Abstimmung zu erscheinen, um über das Programm abzustimmen und nicht die wichtigsten Sessions zu verpassen. Mit den Programmen für Samstag und Sonntag wurde eine Vielfalt von Themen abgedeckt. Was sich dahinter verbarg, wurde teilweise erst vor Ort greifbar. Mit drei Sessions sehr dominant vertreten war Oliver Zeisberger von der Web-Agentur Barracuda, der Thorsten Schäfer-Gümbel und die hessische SPD im Wahlkampf begleitet hatte, und unter anderem die TSG-Strategie vorstellte, was durch den Vortrag von den Koch-Unterstützern des Webcamp09 ergänzt wurde. Nach der Wahl ist vor der Wahl: Die kleinen Seitenhiebe der beiden Kontrahenten ließen Wahlkampfstimmung aufkommen. Aufschlussreich beim Vortrag von Zeisberger waren vor allem die Anekdoten am Rande – wie es dazu kam, dass er eine Nachricht für TSG verschickte oder dass Wer-kennt-Wen eine Maximalgrenze von 5.000 nur 4.000 Freunden hat und nun 1.500 Wannabe-Friends auf Thorsten Schäfer-Gümbels Gunst warten müssen.

Die „Elefanten-Session“ am Sonntag vereinte als Promi-Veranstaltung die Wahlkampfmanager der Parteien – Halina Wawzyniak (DIE LINKE), Kajo Wasserhövel /SPD), Robert Heinrich (Bündnis90/ Grüne), Stefan Hennewig (CDU) und Thomas Scheffler (FDP) – sowie den allseits bekannten Politikblogger Markus Beckedahl von netzpolitik.org. Patrick Brauckmann kristallisierte treffend das (auch nicht besonders neue) Fazit heraus, dass die Bedeutung des Online-Engagements im Wahlkampf erkannt wurde, Web 2.0-Instrumente auch für die interne Parteienkommunikation extrem sinnvoll sind und jeder Politiker selbst entscheiden muss, welche Kanäle zu ihm passen, und welche er sinnvoll und regelmäßig bespielen kann. Die große Herausforderung besteht darin, bei relativ knapp bemessenem Budget Offline- und Onlinemaßnahmen zu verknüpfen, um den Wähler letztendlich an die Urne zu geleiten.

Grundsätzlich war bei den Vorträgen oft wenig bahnbrechendes Neues dabei, teilweise überwog auch die Selbstdarstellung den tatsächlichen Informationsgehalt. Stefanie Sifft zog in ihrem Vortrag und in einem Beitrag bei Netzpolitik das Resümee, dass die Netzgemeinde immer noch sehr selbstbezogen und elitär diskutiere und fordert allgemeinverständliche Einmischungen und Engagement im realen (Politik-)Geschehen. Auf diesem Weg war das Politcamp, als Forum für Netz-, Politikinteressierte und Politiker, sicher ein richtiger und wichtiger Schritt – gerade die Zwischenräume zwischen den Sessions boten die Möglichkeit, Netzwerke verschiedener Akteure zu erzeugen. Wer weitere Erkenntnisse aus den Sessions ziehen konnte, möge diese doch bitte als Ergänzung in den Kommentaren posten!

Regeln vs. Regelbruch

Eine starke Nachfrage gab es (neben den Reizwörtern „Obama“, „Twitter“ und „Authentizität“) auch in Bezug auf Regeln und Guidelines für das Internet, da besonders Politiker Angst haben, falsch zu agieren. Auch hier gilt wieder: Nur wer die Regeln kennt, kann ebendiese brechen. Der Regelbruch erscheint dann aber wiederum als Königsdisziplin, und trennt die, die etwas tun, weil sie sich gerne experimentelle Wege eröffnen, von denen, die etwas korrekt absolvieren, weil es alle tun. Was wiederum dafür spricht, dass sich Web 2.0 und Politik 2.0 – zumindest von Seiten der Politiker – immer noch in einer Testversion befinden. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.

Angie twittert, Angela nicht!

Die schlechte Nachricht: (Nicht nur) Der Cicero bedauert, dass in der Online-Strategie der CDU keine Twitteraktivitäten der Kanzlerin sowie keine Videobotschaften zur Beantwortung von Wählerfragen vorgesehen sind. Dabei könne die Kanzlerin doch leicht einige Twitternachrichten per SMS absenden, wo sie doch sowieso ständig auf ihrem Handy tippe.

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Die gute Nachricht: zumindest Angie twittert. In bisher 114 Nachrichten fragt sie sich zum Beispiel, was Anne Will will und kündigt einen bundesweiten Stautag an. 690 Follower interessieren sich für die falsche Kanzlerin – das könnte die echte Angela Merkel wahrscheinlich in kürzester Zeit toppen. Und verschenkt damit eine Chance, dem twitterinteressierten Wähler in Kurznachrichten zu zeigen, was sie tatsächlich den ganzen Tag tut – und die Distanz zwischen Kanzlerin und Volk ein wenig schrumpfen zu lassen.

Sonja

Zwitschernde Politnarren

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Dass das Internet ein bedeutendes Instrument der politischen Kommunikation geworden ist, zeigt sich nun auch im deutschen Wahlkampf 2009. Die Parteien haben nicht nur das Prinzip der Sozialen Netzwerke verstanden. Ein neuer Zeitvertreib der Politiker scheint der Microblogging-Dienst Twitter zu sein. Das fand das Werbe- und Medienforschungsunternehmen Nielsen Media im Rahmen einer Untersuchung über die Rolle des Internets bei der aktuellen politischen Kommunikation heraus. Erhoben wurde, wie viele der deutschen Bundestagsabgeordneten über einen Twitter-Account verfügen und in welchen Maße sie diesen nutzen. Weiterlesen